Ein freundliches Hallo


 

ES MÜSSEN NICHT MÄNNER MIT FLÜGEL SEIN
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. Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
. die Engel.
. Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
. oft sind sie alt und hässlich und klein,
. die Engel.

. Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,
. die Engel.
. Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
. oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,
. der Engel.

. Dem Hungernden hat es das Brot gebracht,
. der Engel.
. Dem Kranken hat es das Bett gemacht,
. und er hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht,
. der Engel.

. Er steht im Weg und er sagt NEIN,
. der Engel.
. Groß wie ein Pfahl und hart wie Stein,
. es müssen nicht Männer mit Flügel sein,
. die Engel.

 Gedicht von R.O. Wiemer

 

 

 "Ein Engel ist jemand, 
den Gott dir ins Leben schickt, 
unerwartet und unverdient, 
damit er dir, 
wenn es ganz dunkel ist, 
ein paar Sterne anzündet. 
So einen unerwarteten Engel 
wünsche ich dir, mir und uns allen!"

(Unbekannt)

 

MENSCHEN

Es gibt Menschen
Die setzten uns in diese Welt
Als wir noch nicht entscheiden konnten
Ob wir dort leben wollten
Wir waren einfach da
Wie ein Küken aus dem Ei geschlüpft
Die Eierschalen hinter den Ohren klebend
Abwartend, wie uns diese Welt empfangen würde
Unsicher, ängstlich, fragend?

Es gibt Menschen
Die haben uns ein Stück des Weges begleitet
Wie eine Schneeflocke
Die neben einer anderen Platz nimmt
Auf einem Ahornblatt
Sie bleiben zusammen
Solange die Kälte anhält
Eine vorübergehende Interessengemeinschaft
Und schmelzen dahin
Beim ersten warmen Sonnenstrahl
Vergangen, vergessen
Kaum der Erinnerung wert?

Es gibt Menschen
Die haben uns verwundet
Wie mit brennenden Pfeilen
Sie werden nie erfahren
Wie tief sie uns getroffen haben
Denn die Wunden sind längst verheilt
In einem langen, schmerzlichen Heilprozeß
Doch tiefe Narben sind uns geblieben
Unauslöschlich
Aber die stellen wir nicht zur Schau
Denn wir sind keine Helden?

Es gibt Menschen
Die drängten sich uns auf
Wollten Besitz von uns ergreifen
Wie ein Vogelfänger
Der seine Netze ausbreitet
In der Hoffnung auf einen guten Fang
Fast wäre der kleine Sperling verloren gewesen
Wir konnten entfliehen
Und schätzten erst dann
Was uns die Freiheit bedeutet
Und wir konnten wieder durchatmen

Es gibt Menschen
Die wurden uns zu einer Last
Wie ein zentnerschwerer Mehlsack
Den man uns auf die Schultern legte
Ohne zu fragen
Ob wir bereit wären und stark genug
Für diese Last
Wir schüttelten diese Last ab
Mit letzter Kraft
Und das Leben war wieder erträglich
Einigermaßen?

Es gibt Menschen
Die überrumpelten uns
Ungebeten und ungefragt
Wollten sie uns ihre Ratschläge aufdrängen
Wie ein Sandkorn
Das uns der Wind ins Auge weht
Wir mußten uns alle Mühe geben
Diesen Fremdkörper loszuwerden
Um wieder klare Sicht zu haben
Eine freie, klare Sicht?

Es gibt Menschen
Von denen mußten wir Abschied nehmen
Plötzlich
Wir wurden nicht gefragt
Ob wir das wollten
Es zerriß uns fast das Herz
Doch irgendwie gelang es uns
Weiterzuleben
Ohne sie
Irgendwie?

Doch es gibt auch Menschen
Die waren weder gleichgültig noch verletzend
Weder besitzergreifend noch fordernd
Die traten in unser Leben
Ohne sich aufzudrängen
Einfach so
Wie ein Sonnenstrahl
Den wir zunächst kaum wahrnehmen
Ihn erst schätzen
Wenn uns friert?

Sie waren einfach da
Diese Menschen
Und wir ließen sie gerne teilhaben
An unserem Leben
Weil sie nicht gedankenlos an uns vorübergingen
Sondern auf uns zugingen
Uns in die Augen sahen
Und wirklich eine Antwort hören wollten
Auf die Frage:
Wie geht es dir?

Unauffällig und unbemerkt
Versuchen sie dazu beizutragen
Es dem anderen erträglicher zu machen
Sie reden nicht viel
Doch stets zur richtigen Zeit
Sie zünden ein Licht an in einem traurigen Herzen
Damit es in uns weiterleuchte
Und zu einer großen Fackel wird
Die wiederum andere zum Strahlen bringt

Diese Menschen
Geraten nicht in Vergessenheit
Mögen ihre Lebensziele
Sie auch an andere Orte führen
Sie bleiben dennoch
Denn sie haben etwas hinterlassen
Nicht oberflächlich
Sondern nachhaltig
Sie haben unser Leben bereichert
Ohne selbst dabei ärmer zu werden

Manche Aufmunterung war kurz wie ein Blitz
Doch die Erinnerung dran ist unvergesslich
Solch kostbare Momente kann man weder kaufen
Noch erbitten
Weder leihen
Noch stehlen
Sie werden uns geschenkt
Wie Rosen
Mit Gold überzogen
Und wir halten sie in den Händen
Voller Wertschätzung und Dankbarkeit
Unvergänglich, wunderschön
Jutta Schulte
(*1961), deutsche Dichterin und Aphoristikerin
 



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